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Sunday, January 16, 2011

Comment-Bots an der Minarettfront - Gedanken über die Möglichkeiten des WWW, wie sie mißbraucht werden und was man dagegen tun kann

Heute will ich in diesem Blog den ersten Eintrag auf Deutsch schreiben, es fällt mir beim Thema, über das ich schreiben will leichter, meine Gedanken in klare Bahnen zu lenken, wenn ich in meiner Muttersprache schreibe. Das soll aber die Ausnahme bleiben, denn ich will ja meine writing skills schulen :)

Worum es geht: Ich möchte mich auslassen über ein Phänomen, dass mich seit langem beschäftigt und das mich kollosal stört: Wie Kommentarseiten auf den Webseiten großer Nachrichtenfirmen dazu missbraucht werden, mit Gedankenmüll die Lust auf freie Meinungsäußerung kaputt zu machen.

Ich lese gerne online Zeitungsmeldungen und habe auch einige Newsfeeds abonniert, die mich über neueste Entwicklungen im Weltgeschehen halbwegs informiert halten. Auf dem neuesten Stand zu bleiben, ist mir wichtig und deshalb finde ich solche Möglichkeiten toll. Worüber mir allerdings regelmäßig fast das Kotzen kommt, sind die zugehörigen Kommentare. Eine Kommentarfunktion ist ja mittlerweile überall Standard (wie auch hier im Blog) und sie ist im Grunde ja auch eine prima Sache. Nutzung der möglichkeiten neuer Medien in Reinkultur möchte man meinen, ermöglicht sie doch zumindest theoretisch den Ausbruch aus dem alten medialen Sender-Empfänger-Schema. Im Grunde verwirklicht die Kommentarfunktion eine sehr wichtige demokratisch-liberale Idee: Das grundsätzlich Alle die Möglichkeit haben, sich durch Diskussion am Medienschaffen zu beteiligen.

Und wie das eben immer so ist: Eine tolle theoretische Idee kann in der Realität schnell ganz hässliche Folgen haben. Ich will das an einem Beispiel klarmachen, durch das ich darauf gekommen bin, diesen Eintrag zu schreiben.
Tagesschau.de meldete heute unter der Überschrift "Freizügiger TV-Sultan erhitzt türkische Gemüter", dass es in der Türkei zu einem Protest gekommen sei, weil in einer Fernsehserie über das Osmanische Reich ein türkischer Volksheld angeblich zu freizügig dargestellt wird. Persönlich fände ich es ja grundsätzlich mal interessant, die Serie zu sehen. Über das osmanische Reich weiß ich persönlich sehr wenig und Geschichte als Fernsehserie aufzuarbeiten, war noch nie eine schlechte Idee, wenn's denn gut gemacht ist. (Hat jemand zufällig eine Idee, wo man "Das prächtige Jahrhundert" her bekommt, am besten mit Untertiteln? ;D)

Davon abgesehen, kann man zur Fernsehserie und der Meldung meinen, was man will. Man kann sich eine Meinung darüber bilden, ob es wirklich berichtenswert ist, wenn irgendwo im Osten 40 Menschen gegen eine Fernsehsendung demonstrieren. Man kann sich darüber wundern, wie bescheuert Heldenverehrung sein kann, wenn es Menschen gibt, die es anstößig finden, wenn ein längst toter Sultan mit einem Bierkrug in der Hand gezeigt wird. Von mir aus auch darüber nachdenken, wie unterschiedlich Menschen aus verschiedenen Kulturen manchmal ticken. Alles das ist legitim, aber man muss doch nicht immer zu allem seine Meinung kundtun!

Und hier genau liegt das Problem: Es gibt nämlich bestimmte Stichwörter, bei denen anscheinend plötzlich ganz viele Menschen ganz doll meinen, dazu ganz viel meinen zu müssen. Ich stelle mir das wie eine menschliche Bot-Armee vor, destruktive Computerprogramme aus kleinen, dunklen Räumen, die nichts anderes zu tun haben, als tagein, tagaus per Google-Suche nach Stichwörtern wie "Islam" oder "Arbeitslosigkeit" zu suchen und ständig danach streben, die Kommentarseiten mit dem ewig gleichen Gesülze unübersichtlich und unangenehm lesbar zu machen.

Kaum kommt nämlich in einer noch so unwichtigen Meldung das Wort "Türke" vor (wie in der Tagesschau-Geschichte sogar im Titel), ist die Hetze gegen den Islam nicht fern. Die angesprochene Meldung macht da natürlich mal wieder keine Ausnahme: Da wird dann die Türkei ein "islamischer Staat" genannt, obwohl die Türkei doch eine sekuläre Republik ist, oder davon gesprochen, wie angeblich die "islamischen Kreuzzüge" bagatellisiert werden. So ist es bei vielen Themen und Stichwörtern: Statt bei der Sache zu bleiben werden dann ruckzuck wieder übliche Klischees bedient, ob gerade zum Thema passend oder nicht: Faule, korrupte Politiker, böse Einwanderer, verfallende christliche Werte. Die Welt allgemein ist ja so ein furchtbarer Ort und die Anderen grundsätzlich Schuld daran.

So ängstlich aufgeladen verkommt die "Diskussion" so im besten Fall zu einem (pardon) ekelhaften Selbstmitleidsgewichse, was schon schlimm genug ist. Leider bleibt es dabei nicht. Von einer Fernsehserie über das Osmanische Reich in Streit darüber zu geraten, ob nun die christlichen Kreuzzüge oder die "türkischen" Plünderungen des Mittelalters schlimmer waren, oder mal wieder die alte Leier vom ja so "asiatischen Land" anzufangen ist perfide und zeigt, wie die Kommentarfunktion zur Emotionalisierung und Hetze mißbraucht wird. Dazu werden dann gerne "Fakten" aus dem Bereich des gefährlichen Halbwissens aufgefahren, gemischt mit fieser Stammtischrhetorik aus der untersten Schublade. Nach Herzenslust kommt eine Scheißmentalität nach dem Motto "das wird man ja noch sagen können" zum Ausdruck, und traut sich irgendwer anderes, eine wirkliche Meinung zu vertreten, kommen Kampfbegriffe wie "Zensur" oder "politische Korrektheit" zum Einsatz und erschlagen ganz fix jede Widerrede bis auch der letzte geltungssüchtige Ängstling sich an seiner standfesten Meinung aufgegeilt hat. Nachvollziehbar ist das selten, fundiert umso weniger, und eigentlich nie in einem sachlichen Ton geschrieben. Eine Kultur der Meinungsfreiheit, die die Kommentatoren so lautstark einfordern, wird von ihnen selbst kräftig untergraben.

Angesichts dieser unappetitlichen Diskussionszerstörung ist mir bisher noch jedes Mal der Apetit auf mein Recht zur Meinungsäußerung in dieser Form vergangen. Ich muss zugeben, dass ich noch nie Themen auf großen Nachrichtenseiten kommentiert habe, selbst dann nicht, wenn es Berichte waren, die mich bewegt oder aufgerüttelt haben, Themen an denen ich interessiert war und zu denen ich eventuell etwas beizutragen hätte. Ich ärgere mich darüber, dass es die Ekel-Bots geschafft haben, mir jegliche Freude an meinem (Grund-!) Recht zur freien Meinungsäußerung nehmen. Angesichts des kolossal ungleichen Verhältnisses von Müll zu Brauchbarem, das man leider überall vorfindet wo man sich Kommentarseiten anschaut, kann es nicht nur mir so gehen.

Gerade hier schleicht sich ein Gedanke ein: Könnte nicht das, was mich von diesen ganzen Feinden der wirklichen Meinungsfreiheit unterscheidet, sein, dass ich mir von diesen Miesepetern eben nicht meine Lust am sachlichen, kontroversen und konstruktiven Diskutieren versauen lasse? Wenn ich dafür nicht genügend Energie habe und ihnen das Feld überlasse, kann ich mich ja auch eigentlich nicht beschweren, denn dann würde ich mich ja auch aufs Schmollen zurückziehen und wäre nicht besser als die, die ich hier angreife. Warum es also nicht besser machen und bei mir selbst anfangen? Wer weiß, vielleicht schreibe ich ja demnächst mal etwas im Kommentarbereich bei zeit.de oder tagesschau.de und schaue mal, wie es sich so anfühlt. Wenn es gut läuft, werde ich dann vielleicht öfter mal versuchen, meine Meinung in großen Nachrichtenportalen zu vertreten und zu einer besseren Diskussionskultur beizutragen, einen Versuch ist es ja allemal wert.

Zu der Meldung um den türkischen Fernsehprotest werde ich mich allerdings schön bedeckt halten, dazu wird das tagesschau.de-Forum wohl keinen Kommentar von mir erleben. Diese unwichtige Randnotiz hat mir auch so schon viel zuviel Zeit gestohlen :)

Thursday, January 13, 2011

London Bridge pub crawl and short film festival

"Lose the winter blues with 10 days of noise and pictures" - the motto of the London short film festival instantly attracted my attention when Stefan sent me the link last week.

The last film festival I attended was some years ago, so I thought it couldn't hurt to go for the shorts again. The festival offers many different themed evenings on different themes, but we agreed on watching the documentary special, which took place on Tuesday. It was divided in two parts, the first one being an international special, the second one Britain-centred and from a more "personal perspective", what ever that was supposed to mean for a documentary. In spite of watching both with a total runtime of 200 minutes we chose to get tickets for the second part only and go for a pint first.

Of course, it didn't remain one. It's really impressive how many nice pubs there are to be found in this city and London Bridge area is of course no exception from this. We first stayed in a small one which was quite full already at six o'clock, so we only got bar stools. The good thing about it was however, that they were located right in front of the open fireplace, so we could take a look at the flames and warm ourselves while talking and of drinking ale. The second one was a bit bigger, brighter and stylisher and I forgot the name, although it had a very particular atmosphere, although a bit posh maybe. There was a staircase leading up to a gallery where you could sit and and take a sip, what we did.

So was there something more I wanted to write about? Ah, yes. The film festival! It took place in another nice venue, a small pub with two areas divided by a heavy brocade curtain. On the one side there was the "bar" area, on the other side the cinema, where the movies were shown.

The short films differed a bit in greatness, although most were quite good. The start was a bit unlucky with a 20-min-feature about people who restore old boats, but after that it got better with a non-documentary (some scenes were actually played by actors) which evolved around family members of prisoners. Another one told the stories of "good souls" in a poor area. The rest were about a woman who was into extreme sports and held her own wake before she was actually dead and two documentaries about buildings, one of which showed different personal viewpoints on a concrete "brutalist" living complex to be demolished soon. The other one an withered ruin on the Scottish coast which is used as a sort of gallery by a group of artists.

All in all, most movies were interesting and well-produced, although some did not earn the name "short movie" really. However, for the entry of 5 GBP it was a fun night and I'm thinking of visiting the ending celebrations on Sunday for another round of short movie pleasure :)

Links:
Shorts festival http://2011.shortfilms.org.uk/
The pub with the fireplace ;) http://www.lordclyde.com/index.php

Sunday, January 9, 2011

A cold day in the sun (Visiting Greenwich Village)

Last Sunday has been one of these precious, very rare days when the usual London atmosphere of fog and clouds lifted for once and the sun came out.Reason enough for me to spend the day outside and in the green. Considering I quite know Wimbledon Common by now and made the resolution to get to know more of London than the southwest, I decided to go and explore.